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Die Befreiung

Armand Lemoine

» Die Deutschen […] hatten keine Zeit mehr dafür [unser Lager zu evakuieren]. Zahlreiche Flüchtlinge anderswoher zeigten sich unter den Häftlingen, so dass die SS Wallonien mehr damit beschäftigt war, sich Zivilkleider zu beschaffen als sich um ihre Gefangenen zu kümmern. Am 14.April lernte das finstere Lager die ungeheure Begeisterung der Befreiung kennen. „Und die SS?“ „Ach die! Stellen sie sich vor, dass sie die Frechheit besaßen, sich unter uns zu mischen, um repatriiert zu werden. Aber einer nach dem anderen wurde erkannt von seinen ehemaligen Opfern, sie wurden von den Amerikanern ergriffen und eingesperrt, wo wissen wir nicht. «

T. Antonio

» Einige Tage vor der Befreiung Evakuierung gemeinsam mit Gefangenen aus benachbarten Lagern, wir liefen zu Fuß in einer Reihe, eskortiert von SS-Leuten und Hunden von Kahla Richtung Tschechoslowakei (und kamen bis kurz vor Pilsen). Tagelang waren wir ununterbrochen unterwegs, auf 50 Minuten Marsch folgten immer 10 Minuten Pause; wir liefen auf der Straße und nachts auf Landstraßen und bekamen nichts zu essen; wer aus Erschöpfung stehen blieb, wurde geschlagen und wenn er darauf nicht reagierte, von der SS-Eskorte getötet.«

Er gehörte zu den Zwangsarbeitern, die kurz vor der Ankunft der Amerikaner auf Todesmärschen in Richtung Osten getrieben wurden.

Jan Stec

» Die erwachsenen Menschen orientierten sich ziemlich schnell, dass es nicht mehr allzuviel Konvoibegleiter mehr gab und sich mit dem Eintritt der Dunkelheit die Möglichkeit der Flucht ergäbe. Herr Naglik, ein Mitzwangsarbeiter, schlug meinen Eltern und anderen ihm gut Bekannten die Flucht aus der Marschkolonne in den Wald vor. Wir marschierten auf einem Feldweg in Richtung auf den Wald zu. Wir flüchteten in eine dichte Schonung und verblieben dort zwei Tage und Nächte. Niemand suchte uns und, wie sich später erwies, waren die Konvoibegleiter nach einigen Stunden des Marsches bereits geflüchtet und überließen die Menschen der Straße. […]. Nach den beiden Tagen und Nächten waren wir bereits so hungrig, dass wir beschlossen, in das Lager zurückzukehren. Im Lager waren schon keine Deutschen mehr. Gleich an der Küche fanden die Menschen Kohlrüben, und von diesen Kohlrüben ernährten sich nun alle.

Am 13. April 1945 erblickten wir gegen Abend Panzer, die sich dem Lager näherten. Dies waren Panzer der amerikanischen Armee. Die amerikanischen Soldaten fragten nach den Deutschen, zugleich versicherten sie uns, dass wir nunmehr frei wären und uns vor nichts mehr zu fürchten brauchten. Über die Freude, die seinerzeit unter uns herrschte, werde ich keine Ausführungen machen, denn dazu fühle ich mich nicht hinreichend befähigt.«

Ihm gelang während des Marsches die Flucht mit seiner Familie.