76. Jahrestag der Befreiung
09
Mai. 21
Zum gestrigen 76. Tag der Befreiung haben wir uns, gemeinsam mit dem Landrat Andreas Heller, am Denkmal im Leubengrund bei Kahla eingefunden. Hier gedachten wir gemeinsam der Opfer des ehemaligen Reimahg-Werkes und legten im Gedenken unsere Kränze nieder.
Damit halten wir die jahrzehntelange Tradition des 8. Mai aufrecht und zeigen damit den Familien der Opfer und unseren langjährigen Gästen und Mitstreitern, dass trotz der Widrigkeiten durch die Pandemie das Leid und die Geschehnisse am Walpersberg nicht vergessen sind.
Wir bedauern sehr, dass diese Feierlichkeit nur im kleinen Kreis stattfinden konnte und hoffen, im kommenden Jahr wieder viele Gäste begrüßen zu dürfen. Leider haben sich, außer in Hummelshain, keine weiteren ortsansässigen Vereine, öffentliche Vertreter oder Kommunalpolitiker eingefunden, um dieser Tradition zu folgen.

Durch die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 08. Mai 1945 endete das faschistische Regime, dass zahlreichen Menschen das Leben kostete. Allein in der Region um Kahla starben in der Zwangsarbeit für das REIMAHG-Werk oder infolgedessen ab 1944 schätzungsweise mindestens 2000 Personen.

76 Jahre später müssen wir denen gedenken, die deportierte wurden, unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten und starben.
Für die Zwangsarbeiter endeten die Tage in der REIMAHG einige Wochen zuvor am 12. April 1945. Die letzte Zeit war geprägt von ständiger Angst, ermordet zu werden.

Ursprünglich plante der Kreisleiter Gift einzusetzen, später überlegte man, die Menschen in die Bunkeranlagen zu pferchen und diese zu sprengen. Letztendlich wurden die Zwangsarbeiter, die körperlich noch in der Lage dazu waren, auf einen sogenannten `Evakuierungsmarsch` in Richtung des KZs Mauthausen geschickt. Von Evakuierung kann dabei aber kaum die Rede sein: die Langsamen und Schwachen wurden geschlagen und von den Hunden attackiert, hinter Orlamünde begannen die Männer der SS auf Zurückgebliebene zu schießen. Unterwegs starben Zwangsarbeiter an Erschöpfung.1

Diejenigen dagegen, die den Marsch nicht antreten konnten, versuchten sich währenddessen in ein Krankenlager nahe der Dehna-Mühle zu retten. Über 800 kranke Italiener, Russen, Slowaken und Jugoslawen verbrachten so unter unwürdigsten und gesundheitlich bedenklichsten Bedingungen die letzten Tage vor der Befreiung.

Mit dem Eintreffen der Alliierten in Kahla am 12.04.1945 endete die Gewalt der Faschisten über die Zwangsarbeiter der REIMAHG. Die Zustände, die die Amerikaner vorfanden, waren abscheulich. In den Lagern herrschte Hungersnot. Die Menschen leideten an Krankheiten wie Typhus oder Diphtherie. Vielen half auch die schnelle Versorgung mit Desinfektionsmittel, Arznei und Lebensmitteln nicht mehr.²

Nach der Befreiung, zum Teil noch Jahre und Jahrzehnte später, starben die Menschen an den Folgen der REIMAHG-Zeit. Wie hoch die Zahl dieser Opfer ist, ist schwer zu bestimmen. Insgesamt konnten bis heute mehr als 1000 Tote der REIMAHG-Werke namentlich ermittelt werden. Schätzungsweise starben jedoch mehr als 2000 Menschen.³

 

1 Vgl. Müller, K. / Schilling, W. (1995): Deckname LACHS; S. 74
2 Vgl. Lange, H. (1969): REIMAHG – Unternehmen des Todes; S. 100 f.
3 Vgl. Bartuschka, M. (2016): Das NS-Rüstungswerk REIMAHG im Walpersberg bei Kahla; S. 108 f.